An einer Medienrunde in Sitten äusserte sich Staatsrat Oskar Freysinger zur Zukunft des ehemaligen Dienststellenchefs Jean-Marie Cleusix, liess aber viele Fragen offen.Ein "informeller und gemütlicher Kaffee-Gipfeli-Treff" im Rahmen des neuen Schuljahres 2016/2017 werde es, schrieb Staatsrat Oskar Freysinger in seiner Einladung an die seiner Meinung nach wichtigsten Medien Radio Rottu Oberwallis, Le Nouvelliste, Walliser Bote, Rhône FM, Radio Chablais und Kanal9. Doch schlussendlich waren am Donnerstagmorgen nicht nur die Journalisten der Walliser Lokalmedien anwesend, sondern auch Journalisten der welschen Tageszeitungen Le Matin und Le Temps. Sie erhofften sich, wie die Walliser Berufskollegen auch, Antworten in der Causa Cleusix, welche mit dem sofortigen Rücktritt des umstrittenen Chefs der Dienststelle für Unterrichtswesen am 27. Juli, ihr unrühmliches Ende nahm und auch in den nationalen Medien ein Thema war. Mit einem schelmischen Grinsen merkte Freysinger, der den medialen Umgang wie kein anderer Regierungsrat in der Schweiz zelebriert, bei der Begrüssung an, dass er eigentlich nur die Walliser Medien eingeladen hatte und meinte: " Offenbar ist das Walliser Bildungswesen auch für die gesamte Romandie interessant." Kurz nach 9.15 Uhr eröffnete der Walliser Bildungsminister den Informationsanlass in seinem Büro, umringt von zwölf Journalisten und begleitet von seinem Kommunikationsberater und Dichtercopain Slobodan Despot, der in der Vergangenheit schon als Genozidleugner Schlagzeilen machte. Freysinger betonte, dass es rückblickend "ein Fehler" war, Jean-Marie Cleusix zum Dienstchef zu ernennen. Der offiziell krankgeschriebene ehemalige Dienstchef sei an seiner mangelnden Sozialkompetenz gescheitert: "Cleusix wies auf der kommunikativen und menschlichen Ebene beträchtliche Mängel auf." Als aus der Journalistenrunde die Frage kam, ob diese Mängel nicht schon beim Auswahlverfahren hätten auffallen müssen, entgegnete der SVP-Staatsrat: "Praktisch durchs Band durch glänzte Cleusix beim Auswahlverfahren mit Bestnoten. Nichts deutete auf allfällige Schwächen im menschlichen oder kommunikativen Bereich hin." Er habe sich leider getäuscht, meinte der Walliser Bildungsdirektor selbstkritisch und fügte noch trocken hinzu: "Shit happens." Immmer wieder stellte sich Freysinger aber auch als Medienopfer dar. Die welschen Journalisten würden bei ihm als SVP-Staatsrat ständig das Haar in der Suppe suchen, ihn gerne als Pissoir-Poeten bezeichnen und ihn bei jeder Gelegenheit fertig machen. Diese Kritik liess insbesondere Vincent Fragnière, Chefredaktor der Unterwalliser Tageszeitung Le Nouvelliste, nicht auf sich sitzen, und fing vor den Augen der anderen Journalisten einen Disput an. Immer wieder kam es zu teilweise heftigen Wortwechseln zwischen den beiden. Das war auch kaum verwunderlich, da das Tischtuch zwischen den beiden schon seit längerer Zeit zerschnitten ist. Schon mehrmals beklagte sich Freysinger in den Medien, dass der Nouvelliste konsequent gegen seine Person schiesse und ihn sogar bei gewissen repräsentativen Anlässen bei der Berichterstattung boykottiere. Nach zwei Stunden beendete Freysinger die Gesprächsrunde und stellte sich den Fragen der Medienschaffenden. Die Journalisten hatten viele Fragen und hackten immer wieder nach. Der SVP-Staatsrat redete viel, zahlreiche Fragen blieben jedoch unbeantwortet. So teilte Freysinger mit, dass Cleusix noch bis am 31. August krankgeschrieben ist, und anschliessend in irgendeiner Form als Lehrer am Kollegium in Brig tätig sein wird. Gemäss Freysinger habe der Staat für Cleusix aber keine neue Stelle geschaffen. Mehr wollte der SVP-Staatsrat nicht sagen. Der Nachfolger von Cleusix solle nach Möglichkeit bereits am 1. November seine Tätigkeit aufnehmen. Auch zur Zukunft der Pädagogischen Hochschule Wallis, äusserte er sich nur zurückhaltend. Die Hochschule muss einen breitabgestützten Akkreditierungsprozess durchlaufen, um in der Schweiz auch weiterhin den Statuts einer Pädagogischen Hochschule behalten zu können: "Ich habe dieses Dossier einer Person anvertraut. In zwei Jahren sollten die Antworten da sein." Den Namen der Person wollte der Walliser Bildungsdirektor partout nicht nennen. Zwei Dinge bleiben nach dem Medientreffen haften. Im Unterwallis müssen die Schüler der 8H, frühere Bezeichnung 6. Primarklasse, neu das Werk der kleine Prinz des weltbekannten Autors Antoine de Saint-Exupéry lesen, und Oskar Freysinger hat wieder einmal bewiesen, dass er der Meister der medialen Selbstinszenierung ist./vm